StartseiteEuropaEuropa AGErfahrungsbericht zum Hospitationsaufenthalt in Spanien

Erfahrungsbericht zum Hospitationsaufenthalt in Spanien

Hospitationsaufenthalt von Anja Sander in Quintanar del Rey/Spanien / I.E.S. Fernando de los Rios vom 1.- 21.05.2016

 

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1.    Kurze Beschreibung der Gastschule
Die Schule I.E.S Fernando de los Rios ist eine im Jahre 1991 gegründete Gesamtschule mit zusätzlichem Angebot in beruflicher Bildung. Sie gehört administrativ zur Region von Cuenca, befindet sich aber im südöstlichen Zipfel dieser Region, der aufgrund seiner Grenzlage zur Region Castilla la Mancha „La Manchuela“  genannt wird. Die Schule ist eine Bündelschule und empfängt nicht nur Schüler aus Quintanar del Rey (ca. 7000 Einwohner), sondern auch aus den umliegenden Ortschaften, wie z.B. Villagarcia del Llano oder Casasimorro.  
Neben der obligatorischen Mittelschule bietet die Schule einen gymnasialen Oberstufenzweig an, der zum Abitur  mit den Schwerpunkten Human- und Sozialwissenschaften bzw. Naturwissenschaft und Informatik führt. Im allgemeinbildenden Bereich gehört eine bilinguale Abteilung (Sprache Französisch) mit zum Angebot. Das Erlernen von Sprachen wird besonders gefördert, so werden neben Englisch, Französisch auch Latein und Italienisch als Wahlfächer angeboten. Darüber hinaus existiert ein Bildungsgang, der mit einer Berufsfachschule für Bürowirtschaft /-Organisation vergleichbar ist. Es gibt außerdem eine Fachschule für den Bereich Sozialassistenz.
An der Schule werden im Schuljahr 2015/2016 543 SchülerInnen von 59 Lehrkräften unterrichtet.

Neben dem Schulleiter und dem Direktor für pädagogische Angelegenheiten (Stundenplan, Vertretungsplan, Kursbildung etc.) wird die Direktionsequipe durch zwei weitere Direktoren ergänzt. Das Unterrichtsdeputat einer Lehrkraft liegt bei 21 Wochenstunden.
Der Unterricht beginnt um 8 Uhr und endet in der Regel um 14.30 Uhr.

2.    Unterschiede zur Heimatschule
Neben dem bilingualen Zweig, der an meiner Heimatschule nicht existiert, ist insbesondere das „departamento de orientación“ zu erwähnen. Hierbei handelt es sich um eine Abteilung, die Schülern mit Förderbedarf im intellektuellen oder sozialen Bereich zur Verfügung steht. Die Schüler werden in Kleingruppen unterrichtet und erhalten von einer eigens zu diesem Zweck angestellten Mitarbeiterin psycho-soziale Unterstützung sowie eine berufliche Werdegangberatung. Die genannte Schülergruppe nimmt an teilreichen Aktivitäten zur Förderung des friedlichen Miteinanders und zur Verbesserung der Lernleistung teil.
Die betreuende Lehrkraft Sonia Saez arbeitet mit zwei Schülergruppen an e-twinning –Projekten, die in ihr Stundendeputat eingerechnet wurden. In Deutschland sind derartige Aktivitäten in dem Bereich der zusätzlichen Arbeit zu verorten. Es wäre begrüßenswert, dem spanischen Beispiel zu folgen, um mehr Lehrkräfte zur Mitarbeit an wichtigen und interessanten europäischen Projekten zu motivieren.

3.    Rahmenbedingungen der Hospitation – Betreuung, Lernumgebung, Ausstattung der Gastschule, Unterkunft
Mein Aufenthalt wurde äußerst sorgfältig von der betreuenden Gastlehrerin, Frau Sonia Saez, vorbereitet und begleitet. So erstellte sie mir einen wöchentlich wechselnden Stundenplan von 21 Wochenstunden, der mir ermöglichte, Einblick in möglichst viele Klassen zu erhalten. Ich hospitierte in Klassen der Mittel- und Oberstufe (Französisch, französischer Fachunterricht: Mathematik, Biologie und Geschichte, spanische Literatur und Sprache, Italienisch, Englisch, Latein), in E-twinning-Projektstunden sowie in der Klasse der Fachschule für Sozialassistenz (Praxis- und Theorieunterricht).
Die Betreuung durch Frau Sonia Saez war vorbildlich, kompetent und umsichtig. Der Kontakt zur Schulleitung und zu den Kollegen gestaltete sich sehr positiv.
Einige Klassen sind mit Smartboards ausgestattet, alle Räume verfügen über einen Beamer, die mit von der Schule zur Verfügung gestellten Lehrernotebooks verbunden werden können. So konnte ich den Einsatz digitaler Lehrbücher und eine aktive Arbeit mit dem Internet beobachten.
Als Sozialform konnte ich in erster Linie den Einsatz von Frontalunterricht beobachten. In den E-twinning-Klassen wurde aber auch Partner- oder Gruppenarbeit durchgeführt. Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schülern scheint hierarchischer strukturiert  zu sein als in Deutschland. Soziale Auffälligkeiten wie Pöbeleien oder Respektlosigkeit, die leider in einigen Bereichen unserer Schule (BFI) an der Tagesordnung sind, konnte ich nicht beobachten. Es herrschte eine lebhafte und freundliche Lernumgebung.
Untergebracht war ich in der Privatwohnung meiner betreuenden Lehrerin. Das Zusammenleben erwies sich als komplikationslos. Auch hier sei die detaillierte Vorbereitung und Durchführung des Freizeitprogramms meiner Gastlehrerin zu erwähnen. Es wurde für mich ein Ausflugsprogramm zusammengestellt, das passend zur Region unter dem Motto „Don Quijote und Castilla la Mancha“ stand. So besuchten wir Campo de Criptana, Ort der berühmten Windmühlen von La Mancha, Almagro mit seinem berühmten „Open-Air-Theater“, das in der Wirkungszeit von Cervantes gegründet wurde und mit Shakespeares Globe-Theatre in London zu vergleichen ist, das Cervantes-Zentrum in La Roda und die Perle des Siglo de Oro – Toledo. Auch lernte ich pittoreske Dörfer in der näheren Schulumgebung, wie z.B. Tarazona kennen.
Als besondere Ehre empfand ich den von Frau Saez organisierten Empfang beim Bürgermeister von Quintanar und dessen Einladung zum Mittagessen.

4.    Unterrichtseinsatz

In verschiedenen Klassen stellte ich anhand von kurzen Videoclips meine Heimatschule, das Ahrtal und die Region Köln-Bonn in englischer, französischer und spanischer Sprache vor.
In der 11. Klasse des bilingualen Zweigs gestaltete ich eine kurze Unterrichtsreihe zum aktuellen belgischen Film „Le tout-nouveau testament“ (dt. Das brandneue Testament). Hierbei bediente ich mich einer schülerzentrierten und aktivierenden Methodik.
Im Englischunterricht übernahm ich zwei Stunden zum Thema „Presentation and C.V.“.

5.    Anregungen zur künftigen Qualitätsverbesserung des eigenen Unterrichts
In meinen Deutschklassen konnte ich in den letzten Jahren eine Abnahme der muttersprachlichen Kompetenzen beobachten. Für meinen Unterricht werde ich eine in Spanien kennen gelernte Methode übernehmen. Die Lernenden schreiben hierbei für sie unbekannte Wörter und Fremdwörter aus dem zu behandelnden Text in eine „muttersprachliche Vokabelliste“. Diese „Vokabeln“ werden in Form von Vokabeltests abgefragt. Die Methode erscheint auf den ersten Blick altertümlich, doch kann so eine aktive Erweiterung des muttersprachlichen Wortschatzes auch in höheren Klassen gewährleistet werden.

6.    Gewinn für die Gastschule
Für die Schülerzeitung, die online in der ganzen Region den Institutionen zugänglich ist, verfasste ich einen Artikel, in dem ich meine Erfahrungen an der Schule in französischer Sprache beschrieb. Der Gewinn für die Schüler bestand darin, einen französischen Text von einer deutschen Lehrerin über ihre Schule lesen zu können.
Meine schülerorientierte Arbeitsweise konnte den besuchten Lehrern neue Impulse für den eigenen Unterricht geben.
Und last, but not least war es ein großer Gewinn für die Schule, Einblick in die deutsche Kultur nehmen zu können. Quintanar befindet sich abseits der touristischen Routen und an der Schule wird Deutsch als Wahlsprache nicht angeboten. So war es für die Schüler eine einzigartige Gelegenheit, etwas über Deutschland, das Schulsystem und die deutschen Schüler zu erfahren.

7.    Nachhaltigkeit der Hospitation- weiterführende Kontakte und geplante (Austausch-) Projekte

Auch in diesem Bereich erwies sich der Hospitationsaufenthalt als sehr fruchtbar. Es wird angestrebt, im Rahmen von E-twinning-Projekten zusammenzuarbeiten.
Meine Schule plant zusammen mit unserer Partnerschule in Chalon-sur-Saône die Verwirklichung eines Erasmus+ Projektes zum Thema „Nachhaltiger Tourismus und kulturelles Erbe“ . Auch hier zeigte sich die Schule in Quintanar an einer Mitarbeit sehr interessiert.
Im Rahmen des Lehrerhospitationsprogramms ist geplant, dass Frau Saez, wenn sie das Niveau B2 in Deutsch erreicht hat (sie lernt in ihrer Freizeit Deutsch und hat die Niveaustufe B1 bereits erreicht), sich für einen Aufenthalt an unserer Schule bewirbt.
Im Rahmen der beruflichen Mobilität (Europäischer Mobilitätspass) sollen Praktikumsmöglichkeiten in Deutschland und Spanien sondiert werden. Hierfür werde ich mich mit den Verantwortlichen der Fachschule für Altenpflege in Bad Neuenahr besprechen und weitere Planungen ins Auge fassen.

8.    Fazit und Resümee
Zusammengefasst war der Hospitationsaufenthalt eine sehr große berufliche und persönliche Bereicherung.
Zuerst einmal ist es äußerst selten, dass ich Möglichkeit habe, im Unterricht anderer Kollegen zu hospitieren und mich mit ihnen auszutauschen. Den Perspektivwechsel empfand ich als sehr gewinnbringend.
In der jüngst an unserer Schule gegründeten Arbeitsgruppe „Europa“ werde ich das Programm und meine positiven Erfahrungen vorstellen, um weitere Kollegen zu einem Hospitationsaufenthalt zu motivieren.
Seit meiner Rückkehr 2013 von einem 4-jährigen Unterrichtseinsatz an der Deutschen Schule Valencia strebe ich die Erlangung der Unterrichtsfakultas Spanisch an. Es wäre für unsere Schule von großem Standortvorteil, wenn wir das Fach Spanisch anbieten könnten. Ich hoffe, dass die Erfahrungen des Hospitationsaufenthalts sich in irgendeiner Form positiv auf meine Bemühungen auswirken werden.
Der 3-wöchige Aufenthalt trug dazu bei, meine Spanischkenntnisse weiter zu vertiefen, was für mich eine persönliche Befriedigung darstellt. Dieser Aufenthalt hat zur weiteren Steigerung meiner Berufszufriedenheit beigetragen.
Abschließend soll der persönliche Gewinn nicht unerwähnt bleiben. In den drei Wochen, die ich mit Frau Saez verbringen durfte, entwickelte sich eine Freundschaft, die über das berufliche Interesse hinausgeht. So ist ein Besuch von Frau Saez im Dezember 2016 in Bad Neuenahr geplant.

Das Hospitationsprogramm ist eine echte europäische Erfahrung, an der möglichst viele Kolleginnen und Kollegen teilhaben sollten.

Ein Bericht von Anja Sander für bbs-ahrweiler.de

 

Impressionen aus Spanien:

 

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Vor der Schule mit Direktion & Kollegen

 

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Empfang beim Bürgermeister

 

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Englischunterricht

 

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Fachschule für Sozialassistenz

 

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Fachpraxis-Unterricht

 

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E-Twinning-Projektklasse

 

 

 

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