Angehende Sozialassistenten entwickeln Mathe-Spiele
Bad Neuenahr. Wenn Schüler den Begriff Mathematik hören, vergeht ihnen nicht selten Lust und Laune.
Dieser Erkenntnis konnte und wollte sich auch Studienrätin Michaela Riek nicht verschließen. Als Mathelehrerin sieht sie sich immer wieder mit vor Angst geweiteten Augen konfrontiert. Und kaum eine Mathestunde in der es nicht aus irgendeiner Ecke schallt. „Ich kann einfach kein Mathe. Ich kapier das nie.“
Doch Frau Riek, die auch uns, Schülerinnen und Schüler der Höheren Berufsfachschule Sozialassistenz (HBF.S15a), unterrichtet, war nicht bereit sich mit diesem Schicksal abzufinden.
Es war und ist ihr erklärtes Ziel, Schülerinnen und Schüler aus ihrer mathematischen Angststarre zu befreien und den Beweis anzutreten, dass Mathematik – wir trauten unseren Ohren kaum – Spaß machen kann.
Und so erteilte sie im Spätherbst des vergangenen Jahres den Schülerinnen und Schülern der HBF.S 15 a den Auftrag zum aktuellen Unterrichtsthema, „Lineare Funktionen“, Mathematikspiele zu entwickeln. Die Skepsis war allenthalben groß und in Abwesenheit von Frau Riek äußerten nicht wenige Schüler Zweifel ob das Vorhaben wirklich zu schaffen sei. Doch dann geschah das Unerwartete, nicht für möglich Gehaltene. Schülerinnen und Schüler, die eben noch an dieser Aufgabe zu zerbrechen drohten, spürten die Macht und den Sog der Mathematik. In Kleingruppen saßen und arbeiteten sie in einer Weise zusammen, wie sie selbst und ihre Lehrer es wohl nie für möglich gehalten hätten … und leisteten Großes. „Das Ausmaß an Kreativität und Eigeninitiative war nicht vorhersehbar“, äußert sich eine der beteiligten Schülerinnen. „Irgendwie kam es über uns“. Selbstständig und voller Elan organisierte man Materialien für die Spielbretter, Spielfiguren, Farben, Würfel und dergleichen. Detailverliebt und konzentriert arbeitete man an Design und Gestaltung. Während Einige beschlossen herkömmliche Spiele wie Monopoly oder Mensch-Ärgere-Dich-Nicht abzuwandeln und das Lösen von Rechen- und Zeichenaufgaben in diese Spiele zu integrieren, überlegten sich andere völlig neue Spiele und entwickelten mit Sorgfalt Spielanleitungen und Regeln.
Als es daran ging die fertig gestellten Spiel vor der Klasse zu präsentieren, wurde den Schülern schnell bewusst, dass sie mit den Spielen eine ganz besondere Leistung vollbracht hatten. Man sah den Spielen die Liebe zum Detail an, die Kreativität spiegelte sich nicht zuletzt in der Gestaltung der Spielbretter wider.
Doch nicht nur das: Die Spiele waren nicht nur eine ästhetische Augenweide, sondern ermöglichten tatsächlich auch mathematische Erkenntnisgewinne. Und machten, man höre und staune: Spaß! Indem die unterschiedlichen Arbeitsgruppen immer die Spiele der jeweils anderen Gruppe spielten, wurde für alle erlebbar, was in den einzelnen Kleingruppen geleistet worden war. Und nicht nur das: Die Spiele waren tatsächlich spielbar und alles andere als langweilig.
„Es war phantastisch“, so ein Schüler, „zum einen haben wir so toll zusammengearbeitet, dass sich das auch positiv auf unsere Klassengemeinschaft ausgewirkt hat, zum anderen haben viele von uns bei der Entwicklung der Spiele erst wirklich verstanden, wie was gerechnet wird, und warum man welchen Rechenschritt macht.“
Am Tag der offenen Tür wurden die Spiele schließlich einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Und auch während dieser öffentlichen Testphase zeigte sich: Die Macht der Mathematik kann mit Dir sein.
Kim Udelhofen (Schülerin der Höheren Berufsfachschule Sozialassistenz, HBF.S 15 a)
