Zwangssterilisation und Ermordung im Rahmen der NS- Euthanasie und ihre Opfer in Mainz und Rheinhessen.
Wirtschaftsklassen der Berufsbildenden Schule des Landkreises Ahrweiler besuchten Wanderausstellung in der ehemaligen Synagoge in Niederzissen.
Am 15.11.2023 und am 20.11.2023 besuchten zwei Schülergruppen der Höheren Berufsfachschule Wirtschaft mit ihren Lehrerinnen Ute Biermann-Römke und Silke Krause die Wanderausstellung in der ehemaligen Synagoge. Ergriffen und berührt waren die Jugendlichen von den Einzelschicksalen von ermordeten Menschen, deren Leben als „lebensunwert“ bewertet wurde.
Es war schockierend zu sehen, was im Euthanasieprogramm alles als Behinderung abgestempelt wurde. (Schüler)
Eindrucksvoll stellte Frau Brigitte Decker vom Heimat-und Kulturverein Niederzissen die Geschichte der Niederzissener Euthanasieopfer Clara Friesem und Fritz Eggener anhand der eigenen ergänzenden Schautafel zur Wanderausstellung dar. Erstaunt waren die Jugendlichen über ihre unermüdliche „Detektivarbeit“ in Archiven, um das Schicksal einzelner Menschen aus dem Brohltal nachzuverfolgen und darstellen zu können. Eine Schülerin konnte sogar aus der eigenen Familiengeschichte der Zeit vor dem ersten Weltkrieg erzählen, in der ein Kind nach einem Treppensturz „abgeholt“ wurde und für immer verschwand. Nach vielen Jahren haben die Nachfahren begonnen, über das Schicksal des Jungen etwas herauszufinden. Nachforschungen im Bundesarchiv in Berlin sind heutzutage, auch durch ein Wiederfinden von Akten nach der Wende, sogar online möglich.
Beeindruckt waren die Jugendlichen ebenfalls vom Wiederaufbau der Synagoge und der Dauerausstellung zu ehemaligem jüdischen Leben in Niederzissen. Herr Richard Keuler, Vorsitzender des Heimat-und Kulturvereins Niederzissen, kletterte mit den Jugendlichen sogar auf den Dachboden, wo in Kisten weitere Fundstücke als Zeugnisse von ehemaligem jüdischen Glaubensleben im Brohltal aufbewahrt werden.
Ich fand es interessant, wie die Synagoge vorher aussah und generell etwas über die Geschichte des jüdischen Lebens im Brohltal und Niederzissen zu erfahren, weil ich da wohne.“ (Schülerin)
Sich mit der Vergangenheit der deutschen Geschichte so anschaulich zu beschäftigen, war für die Jugendlichen ein bewegendes Erlebnis. Ebenso das Kennenlernen der jüdischen Religion in der ehemaligen Synagoge anhand von einigen Beispielen der Dauerausstellung und der Originale im Archiv.
Ute Biermann-Römke für bbs-ahrweiler.de
Weitere Infos zu dieser Ausstellung >>> haus-des-erinnerns-mainz.de >>>